„Ich verstehe meine Arbeit als Projektion, als eine Abfolge von intensiv erlebten Momenten, Ergebnis der Auseinandersetzung mit Erfahrung, inneren Konfl ikten. Malen heißt nicht, mit dem Verstand zu theoretisieren oder intelektuelle Überlegungen anzustellen. Malen ist eine Handlung, ein Bewegungsablauf, den man in sich trägt, der seinen Ursprung im Inneren hat.”
„Bewegung ist mein Leben”, sagt der Künstler und subsummiert unter dieser zunächst schlicht klingenden Formel ein Universum biografischer und künstlerischer Vorgänge, die den nun 80 Jahre alten Selfmade Man ereilt, geformt, beglückt, bestärkt und sozial verpflichtet haben wie nur wenige seiner Kollegen.
Unweigerlich als erstes imponiert Miottes kolossale logistische Agilität. An mehr als 200 Schauplätzen auf sämtlichen Erdteilen hat der 1926 in Paris geborene Künstler seit 1953 seine Werke bewegt und dorthin meist auch begleitet. Das macht rund 300 Einzel- und Gruppenausstellungen in Museen, Akademien, Galerien, Kunst- und Messehallen von 31 Ländern, darunter Syrien, Taiwan, Brasilien, Finnland, Japan und China, wo Miotte 1980 als erster westlicher Künstler nach Maos Tod in Peking ausstellte, und in Schanghai und Peking mit Studenten diskutierte.
Und seit der Kosmopolit 1978 ein ständiges Atelier im New Yorker Stadtteil Soho bezog, führt Miotte eine im Wortsinn atlantische Existenz. Ihr europäisches Pendant ist ein bereits 1963 erworbenes, inzwischen zum Museum ausgebautes, Atelier im französischen Provence-Ort Pignans. Seither verstetigt ein turnusmäßiger Wechsel zwischen der turbulenten Zwölfmillionen-Metropole am Hudson und der ländlichen Idylle im Heimatland die Bewegung, schafft sie aber gewiss nicht ab. …